Liebe Mitglieder und Freund*innen des Grünen Zebras,
Alle reden übers Wetter – wir auch: Herzlich willkommen zur Oktober-Hofpos! Wie so oft bei Gesprächseinstiegen in den hiesigen Gefilden: Reden wir übers Wetter! Wir merken: Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da. Glücklicherweise ist uns der Herbst gnädig und überrascht uns eher mit güldenem Wetter und Wärmephasen, als mit unvorhergesehenen Frostnächten oder Dauerregen. Naturgemäß ist diese Phase der Gartensaison von sehr viel zusätzlicher Erntearbeit in einem Zeitfenster von etwa 2 Monaten geprägt, was durch das milde Wetter erleichtert wird und uns nicht in zusätzlichen Zeitdruck schlittern lässt.
Neues vom Acker
Kartoffelernte erfolgreich – Ertrag bescheiden
In den letzten Wochen haben wir die warmen Sonnentagen zwischen den Regenphasen nutzen können und die Kartoffeln aus dem Boden geholt. Ohne die tatkräftige Unterstützung der vielen helfenden Hände, ob groß, ob klein, hätte es dieses Jahr mal wieder nicht geklappt, die Kartoffeln rechtzeitig aus dem Boden zu holen. Leider ist der Ertrag der Kartoffeln in diesem Jahr ziemlich schlecht gewesen und nur etwa 1/3 der Menge des letzten Jahres – das wird sich leider auch in den Winter-Anteilen widerspiegeln. Die Gründe hierfür liegen in der Krautfäule (ein Pilz der die Blätter befällt), die die Kartoffeln nach der hartnäckigen Regenphase im Sommer ereilt hat, was um so ärgerlicher war, da die Kartoffeln sehr gut gestartet waren und auch der Kartoffelkäferdruck durch rechtzeitiges Absammeln deutlich geringer war, als letztes Jahr. Gegen die Krautfäule lässt sich im Ökolandbau Kupfer spritzen. Aber Schwermetalle auf unsere Äcker zu sprühen kommt für uns nicht in Frage.
Winterlager wächst und wächst
Ansonsten füllen wir peu à peu die Lager im Haus und im Keller. Die Steckrüben waren als erstes im Keller und die Zwiebeln sind unters Dach gewandert. Durch das stete Ausmisten und Aufräumen des Hauses haben wir nun viel mehr Platz für die Lagerboxen, in die schon die ersten Hokkaido, Table-Queen und Rondini-Kürbisse gewandert sind. Der Weißkohl und der Rotkohl ist ebenfalls schon in die Lagerboxen oben im Haus gewandert, um ihn vor dem Platzen durch zu viel Regen und unvorhergesehene Frostnächte zu schützen. Als nächstes sind die letzten Kürbisse (Butternut und Sweet Dumping) dran, den Gang ins Haus anzutreten. Gleichzeitig beginnt nun die Kohlrabi, Möhren-, Pastinaken- und Bete-Ernte fürs Lager. Also: Es ist noch viel zu tun, damit wir einigermaßen Sicher in den kommenden Winter gehen können.
Erste Ernterückblicke – Rekordzahlen in den Folientunneln
Rückblickend lässt sich jetzt schon – neben dem dicken Minus bei den Kartoffeln – sagen, dass dieses Jahr auch ein Jahr der Zebra-Ernte-Rekorde ist. Speziell die Kulturen in den Folientunneln haben sich dieses Jahr sehr gut gemacht. Beispielsweise haben wir jetzt schon knapp 1000 Paprikas mehr ernten und in die Anteile machen können, als letztes Jahr – und die Paprikas stehen immer noch sehr gut dar, es kommt also noch mehr. Auch die Auberginen sind dieses Jahr schöner und größer geworden und auch die Anzahl der Auberginen ist mehr als letztes Jahr – obwohl die Anbaufläche dieses Jahr geringer war. Auch wenn die Gurken gerne noch länger hätten durchhalten können, so ist auch hier der Ertrag um ca. 1000 Stück höher als letztes Jahr und die Tomaten haben sich ebenfalls sehr gut gemacht, wenn auch dieses Jahr weniger Cocktail-Tomaten bei rumgekommen sind. Dafür gab es dieses Jahr mehr Fleischtomaten im Anteil, als letztes Jahr. Und bei den Chilis gibt es einen unerwarteten Hinschmecker: Erste Hintergrundgespräche handeln die New Mexico Suave als Geheimfavoriten für das Zebra-Super-Food des Jahres. Eine solch blumige Chili, die in Aussehen und Geschmack an eine todesscharf-vernichtende Habanero erinnert, aber so gut wie garnicht scharf und trotzdem so geschmacksintensiv ist – welch kulinarische Entdeckung! Achja, und wer hätte gedacht, dass wir dieses Jahr über 100 Kilogramm Basilikum ernten würden. Nicht auszumalen, was passieren würde, wenn einem die Basilikumblätter gesammelt auf den Fuß fallen würden.
Ernteanteile & Gemüse
Ernteanteil-Großwetterlage
Wie ihr sicherlich schon gemerkt habt, verändern sich die Anteile grade. Es ist immer weniger Fruchtgemüse (Tomaten, Auberginen und demnächst Paprika) im Anteil. Das liegt daran, dass wir die Folientunnel nicht extra heizen und die Pflanzen langsam durch sind und für Winterkulturen wie Feldsalat oder andere Schnittsalate platz machen müssen.
Mehr Bitterstoffe für mitunter bittere Zeiten!
Dafür fängt jetzt die Kohlzeit an – wenn auch noch mit einer vorgelagerten Zichorien-Phase. Sprich, Endivien, Puntarella und Raddiccio bereichern die Anteile derzeit noch zusätzlich. Diese Gewächse sind – wie der Catalogna aus dem Frühsommer – besonders wegen ihrer Bitterstoffe geschätzt und geben unserer Küche im bremischen einen Hauch von italienischer Kulinarik. Falls noch nicht im Anteil gehabt: Freut euch auf die Puntarella-Pasta oder Radicchio-Risotto!
Außerdem geht jetzt die Zeit los, in der wir die Zwiebeln und die Kürbisse in die Anteile machen werden. Und was letztes Jahr der Mangold war (ja, leider haben die Rehe auch richtig Hunger auf Mangold gehabt dieses Jahr), ist dieses Jahr der Palmkohl. Solange wir frostfreie Nächte haben, wird es zweiwöchentlich etwa 0,5 kg Palmkohl geben. Tauscht gerne in den Depotgruppen eure liebsten Palmkohlrezepte aus – auch hier sind Köstlichkeiten mit wenig Aufwand und Zutaten nicht weit.
Äpfel – Fest und Flüssig
Das Ernteteam hat sich dieses Jahr bemüht immer Informationen zu den Äpfeln in den Anteilen zu schreiben. Da mitunter Pflückreife und Genussreife einige Wochen auseinander liegen, wir in Riede aber leider keine Lagermöglichkeiten haben, die den Äpfeln gerecht werden würden – und auch nicht durch das ausströmende Reifungs-Gas Ethylen die anderen Lagerkulturen schneller reifen lassen würden – haben wir uns entschlossen, dass der Reifeprozess in die Haushalte der Anteilsbeziehenden ausgelagert wird. Wir hoffen, dass das gut geklappt hat und die Äpfel köstlich geschmeckt haben. Die letzten Äpfel sind nämlich jetzt vom Baum geerntet.
Außerdem haben wir dieses Jahr wieder eine Runde Apfelsaft für alle Anteile aus den Äpfeln vom Hof beim befreundeten Hof Finkenburg gemostet. Erste Zungen schmecken und sagen, dass der Most dieses Jahr wieder sehr gut schmeckt. Ein bisschen Gedulden müssen sich die Mitglieder aber noch. Wir halten den Saft für die Zeit im Jahr vor, wo es nicht so viel Frisches aus den Folientunneln gibt. So machen wir die Äpfel von heute haltbar für die Zeit, in der es nicht so viel gibt, wie sonst. Ein fetter Dank geht raus an alle, die sich dieses Jahr um die Bäume und Baumpflege, sowie das Auflesen von Fallobst und die Ernte aus dem Baum gekümmert haben.
Neuland: Sauerkraut für die Massen
Aus dem selben Grund, nämlich der Haltbarkeit, gibt es eine Gruppe von Zebras, die dieses Jahr – und das ist jetzt die erste offizielle Erwähnung – Sauerkraut für alle gemacht hat. Auch wenn der Prozess der Krautwerdung noch lange nicht abgeschlossen ist, und dabei auch einiges schief gehen kann und am Ende vielleicht auch kein Sauerkraut bei rumkommt, so ist geplant, dass alle Anteile mindestens 1 kg Sauerkraut bekommen können. Letztes Wochenende haben sich so bis zu 8 Zebras in einer Großküche getroffen und ca. 300kg Filderkraut geputzt, geschnitten, geraspelt, gehobelt, geknetet und gestampft und dann die Gärtöpfe gewuchtet. Wir sind alle gespannt obs was wird.
Verein & Organisatorisches
Personelle Veränderungen
Durch den Weggang von Anna waren wöchentlich 30 Stunden in Riede unbesetzt, die aber unbedingt gearbeitet werden mussten und nicht vom Rest des Teams um Josepine, Milan und Henri zu stemmen waren. Deswegen haben Johanna und Isabel in August und September die Stunden übernommen und tatkräftig bei der Arbeit auf dem Hof mitgewirkt. Die Personal AG und das gesamte Zebra bedankt sich ganz herzlich bei den beiden, dass sie so kurzfristig eingesprungen sind. Seit Mitte Oktober begrüßt das Zebra nun Lilli, die einen Großteil der Stunden zunächst erstmal bis März übernimmt und im ständigen Gartenteam mit dem Zebra durch den Winter geht.
Der Zebra e.V. investiert in die betriebliche Zukunft
Der Verein hat eine Investition getätigt und einen Vollroder für die Kartoffel und Zwiebelernte angeschafft. Mit dem Schwingroder den wir vom Gärtnerhof Riede von Ulli und Gundel übernommen haben, wurden die gerodeten Kartoffeln bisher auf dem Boden abgelegt. Zu den Rodetagen waren wir daher auf sehr viele helfende Hände angewiesen, die die Kartoffeln vom Boden aufgelesen haben. Mit dem sehr gut erhaltenen Samro Roder der Firma Niemeyer haben wir jetzt die Möglichkeit mit nur 4 bis 5 Menschen die Kartoffeln aus dem Boden zu holen, wenn die Wetterbedingungen dies zulassen. Da dies auch gerne mal unter der Woche sein kann und ein Kartoffelernteaktionstag manchmal nicht zwei bis drei Wochen vorher planbar und kommunizierbar ist, hilft der neue Roder dabei, die Kartoffeln aus der Erde zu holen, wenn es am sinnvollsten ist. Außerdem erleichtert und beschleunigt er die Arbeit ungemein. Das sehr zeitaufwändige sortieren nach Qualität und Größe, sowie das Absacken und der Abtransport vom Acker kann jetzt am Förderband und im Sitzen geschehen.
Nun stellt sich die Frage: Ist denn damit die mitunter auch sehr schöne Atmosphäre beim Kartoffelerntetag mit zahlreichen Mitgliedern dahin? Können die Zebra-Kinder nicht mehr in der Erde nach Kartoffeln suchen? Keine Sorge! Es wird weiterhin die Nachlese nach kleinen Kartoffeln und Fehlgängern auf dem Acker geben, wo die Hände in der Erde wühlen können. Außerdem gibt es zu der Zeit auch viele andere Kulturen, wie zum Beispiel Kürbisse, die geerntet werden können und nicht minder viel Spaß machen.
Neben dem Kartoffelroder sind noch weitere Investitionen in diesem Jahr geplant. So wollen wir uns einen Wendepflug anschaffen, der es uns ermöglicht, ab der kommenden Saison die zu pflügenden Äcker deutlich schneller zu pflügen. Dies wird unter anderem auch nötig, weil wir die ehemalige Weide 1 (auf der früher Pferde und Kühe standen) zu einem weiteren Acker umgestaltet haben. Da sich die Pachtverhältnisse geklärt haben, können wir nun davon ausgehen, dass uns diese Fläche in den kommenden Jahren zur Nutzung zur Verfügung steht. Das erleichtert uns das Fruchtfolgenmanagement sehr und entlastet die bestehenden Flächen.
Perspektiven
Jetzt ist die Zeit in der das Zebra die Grundlagen für die kommende Saison legt. Es wird demnächst die jährliche Gemüseumfrage geben, in der Ihr Mitglieder ein Feedback für die laufende Saison und Wünsche für die kommende Saison äußern könnt. Die Ergebnisse werden nach Möglichkeit in der Anbauplanung für die kommende Saison einfließen.
Außerdem stellt sich das Zebra auch finanziell für das kommende Jahr solide auf. Wir ermitteln derzeit im Plenum und in den Arbeitsgruppen die finanziellen Bedarfe und entwerfen anhand derer den Finanzplan 2025. Dieser Plan ist die Grundlage für den Richtwert mit dem in die kommende Bietrunde im neuen Jahr gegangen wird. (Der Richtwert ist der durchschnittliche Wert, der ermittelt wird, um abzubilden, wieviel ein Anteil durchschnittlich kosten müsste, um das Zebra finanziell nachhaltig betreiben zu können. Menschen können und sollen mehr als den Richtwert bieten, wenn sie wollen oder können, und Menschen können aber auch weniger bieten, wenn sie nicht mehr bieten wollen oder können als den Richtwert = Solidarität.)
Die genauen Termine für die Jahreshauptversammlung des Vereins und der Bietrunde stehen noch nicht fest. Sie werden aber wieder wie dieses Jahr Ende Januar und Anfang/Mitte Februar liegen und wir werden sie über alle uns zur Verfügung stehende Kanäle verbreiten.
Solltet ihr Freunde und Bekannte haben, die dieses Jahr keinen Anteil bekommen haben, aber gerne ab kommenden März dabei sein wollen – sie können sich gerne beim Zebra melden und sich auf die Warteliste setzen lassen. Erfahrungsgemäß sollte es zum Anfang der neuen Saison gut möglich sein, neu einzusteigen und an der Bietrunde teilzunehmen.
Termine, Aktionen, Mitarbeit
- Gerade gibt es immer was nettes zu tun: Kommt also immer gerne auf den Hof und helft bei der Ernte fürs Lager mit. Unter der Woche ist immer jemand bis 17:00 auf dem Hof und kann euch zeigen wie es geht. Und wer an einem Wochenendtag kommen will, kann sich gerne per Mail (oder per Telegramgruppe) melden.
- Der nächste Aktionstag ist am 02. November: Wir starten um 10:00 und kümmern uns um die Ernte der Lagerkulturen, wie Möhre oder Pastinake
- Denkt an ackertaugliche Schuhe und wettergerechte Kleidung, sowie Proviant fürs Mittagessen wenn ihr auf den Hof kommt.
Wenn Ihr bis hierher gelesen habt, wisst Ihr jetzt wirklich viel über die aktuelle Lage auf dem Hof. Wir hoffen, euch hat die Lektüre gefallen!
Bis bald und viele Grüße
Eure Zebras
Redaktion dieses Newsletters: Henri Möllers
Verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Presserechts:
Das Grüne Zebra – Solidarische Landwirtschaft in Riede e.V.
Kaiserdamm 14a
27339 Riede