HOFPOST #30: Neues Jahr, neue Pacht

Liebe Mitglieder und Freund*innen des Grünen Zebras,

ein neues Jahr ist angebrochen und wir wünschen Euch besonders auch in diesen turbulenten Zeiten einen guten Start und immer trockene Füße! Neben richtig viel Wasser auf unserem Hof hat uns in den letzten Wochen vor allem eines beschäftigt: Die Unterzeichnung des Pachtvertrags! Es ist nun endlich vollbracht, dazu unten mehr.

Außerdem wichtig: Die aktuelle Saison geht nur noch bis Ende Februar! Wenn noch nicht geschehen, solltet Ihr Euch jetzt schnell für das neue Erntejahr ab März 2024 anmelden. Und sagt gerne weiter, dass wir noch ein paar Plätze für die neue Saison frei haben!

Neues vom Acker

In Riede ist es in den letzten Wochen ruhiger geworden. Schnee und Eis haben den Hof zwischenzeitlich in eine romantische Winterlandschaft verwandelt. Viele gärtnerische Arbeiten ruhen, die verbliebenen Pflanzen stagnieren in dieser dunklen Jahreszeit und wir haben die Zeit im Angestelltenteam teilweise auch genutzt, um Überstunden abzubauen. Gleichzeitig verlagert sich momentan viel Arbeit nicht nur ins Lager, sondern auch an den Schreibtisch. Der „ruhige“ Winter ist die Zeit der großen Vorbereitung und so fließen momentan viele Stunden in die Anbau- und Flächenplanung für die neue Saison, vereinzelt neue Sortenwahl, in den Nützlingsplan, Saatgutbestellung, Düngeplan oder auch die Finanzplanungen für 2024.

Seit Anfang Januar haben wir wieder mit neuen Aussaaten begonnen! Das ist immer ein besonderer Moment im Jahr. Dank unserer Heiztische in den Anzuchttunneln können wir bereits jetzt die ersten Kulturen wie Schnittsalate, Spitzkohl und Kohlrabi vorziehen. Kalte Finger bekommen wir dabei trotzdem, wenn draußen noch Minusgrade herrschen…

Besonders die ehrenamtlichen Helfer*innen unterstützen das Gärtner*innen-Team, das im Winter bis Ende Februar nur zu dritt ist, außerdem bei vielen Infrastrukturaufgaben. So werden momentan z.B. Reparaturen vorgenommen, Elektroarbeiten fortgeführt, Tomatenhaken gewickelt und viel aufgeräumt.

Und wenn abends noch Zeit war, ließ sich in Riede einige Tage lang sogar wunderbar Eiskunstlauf auf dem überschwemmten und überfrorenen Kartoffelacker betreiben. Wir versuchen, es mit Humor zu nehmen, denn komplett überflutete Acker und Folientunnel, in denen 10 cm hoch Wasser steht, haben uns in den letzten Wochen viele Sorgen bereitet. So viel Wasser wie in diesem Winter gab es in den letzten Jahren in Riede noch nie! Wir wissen derzeit nicht, ab wann wir im Frühjahr wieder trockene Flächen haben werden und hoffen, dass sich dadurch nicht die ersten Pflanzungen verzögern.

Ernteanteile & Gemüse

Durch die Überschwemmungen in den Tunneln haben wir leider Verluste bei Spinat, Rukola und Wintersalaten gehabt. Die letzten Kopfsalate standen lange Zeit im Wasser und konnten deswegen keine richtigen Köpfe mehr bilden. Daher findet Ihr leider auch weniger Grün in den Anteilen, als wir geplant haben. Das meiste Gemüse, das wir zurzeit liefern, kommt aus unserem Lager und auch dort hatten wir einiges an Wasser im Keller. Das hat sich auch negativ auf den Zustand des Lagergemüses ausgewirkt und wir hoffen auf Euer Verständnis, wenn es mehr unschöne Stellen oder weniger Masse gibt.

Für die Zahlenfüchse unter Euch mal ein paar konkretere Zahlen. Wir haben im Herbst 2023 u.a. rund 3 Tonnen Kartoffeln geerntet, rund 1 Tonne Möhren, 1 Tonne Steckrübe, 1.000 Kürbisse, rund 900 Superschmelzkohlrabis, 700 kg Rotkohl, 500 kg Zwiebeln und über 350 kg Physalis, aber die sind nicht in unser Lager, sondern direkt in Eure Münder gewandert. Das klingt erstmal viel, doch wir rechnen damit, dass wir im kommenden Jahr auf derselben Fläche noch etwas höhere Erträge und damit mehr Kilogramm Gemüse für Euch ernten werden.

Perspektiven

Kennt Ihr schon das Video des Frauenfilmprojekts Tessa des bras e.V. über uns? Hier könnt Ihr es sehen und gerne anderen zeigen, die einen kleinen Eindruck über die Solawi erhalten möchten.

Die Proteste der Bäuer*innen haben auch uns beschäftigt. Wir solidarisieren uns mit den verbliebenen kleinen Betrieben, für die es immer schwieriger wird, dem gesellschaftlichen Wunsch nach guten und ökologischen Produktionsbedingungen zu genügen und gleichzeitig die Kosten zu decken. Klare Kante dagegen braucht es gegen die teilweise rechten Tendenzen der Proteste! Leider profitieren von den vom Bauernverband geforderten und von der Allgemeinheit bezahlten Subventionen wieder vor allem konventionelle Großbetriebe. Diese Großbetriebe schlucken die bäuerliche Landwirtschaft, große Supermarktketten diktieren Preise und schöpfen die Gewinne ab. Wir sehen das Modell einer Solawi auch als Lösungsvorschlag und Reaktion auf die verfehlte Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte. Wir unterstützen die Forderung, dass Landwirt*innen von Ihrer Arbeit leben können sollen und ein Bürokratieabbau besonders für kleine Betriebe nötig ist. Ein Video dazu sowie weitere Infos, die wir gerne mit Euch teilen möchten, findet Ihr hier.

Selbst profitieren wir im Kleinstmaßstab auch von Subventionen – wir möchten Euch gerne mitteilen, dass wir eine positive Rückmeldung auf unseren Antrag auf Agrarförderung der EU erhalten haben. Damit bekommen wir nun jährlich eine finanzielle Unterstützung für ökologische Landwirtschaft und freuen uns sehr, dass sich der Aufwand der Beantragung gelohnt hat.

Verein & Organisatorisches

Am 12. Januar haben wir in feierlicher Runde endlich den Pachtvertrag für den Gärtnerhof Riede unterschrieben! Damit ist es nun endgültig offiziell geworden und wir werden den Betrieb für die kommenden fünf Jahre pachten. Eine Verlängerung wird von beiden Seiten angestrebt. Für uns war dies ein besonderes Ereignis, auf das wir die letzten vier Jahre hingearbeitet haben. Anfang 2020 schien es noch eine ferne Vision, den Gärtnerhof zu übernehmen, einen Verein zu gründen, Strukturen aufzubauen. Mittlerweile haben wir mit viel ehrenamtlichem Engagement, Zeit, Mühe und auch Dank Eurer Hilfe einen mittelgroßen Betrieb als Solawi aufbauen können und versorgen nun wöchentlich rund 140 Mitglieder mit Gemüse. Gestartet als rein ehrenamtliches Team, haben wir uns über die vier zurückliegenden Jahre selbst das Gärtnern beigebracht und dabei viele positive, aber auch schmerzende Lernerfahrungen gemacht, Arbeitsplätze für vier Personen geschaffen, Depots und Unterstützer*innen gefunden und den Hof zu einem Ort des Ausprobierens und der Gemeinschaft weiterentwickelt. Damit haben wir schon ganz schön viel erreicht und darauf sind wir auch ein bisschen stolz!

Mit der Unterzeichnung des Pachtvertrags ändert sich in der Praxis erst einmal gar nicht so viel, da wir ja bereits im Vorfeld auf derselben Fläche gewirtschaftet haben. Perspektivisch können wir jetzt aber anders über die Ziele und Entwicklungsszenarien für die kommenden Jahren nachdenken. Denn nun betreiben wir den Betrieb selbst, übernehmen Verantwortung für Pflege, Erhalt und Weiterentwicklung und damit wechseln zeitnah auch viele Verträge wie die Ökokontrolle, Stromversorgung, Versicherungen, zugepachtete Flächen usw. auf unseren Verein. Außerdem werden wir im Laufe der nächsten Zeit sämtliche Fahrzeuge und Gerätschaften des Hofes erwerben. Seit Ende Dezember 2023 können wir bereits den Transporter, mit dem wir Eure Anteile ausliefern, unser Eigen nennen.

Wir möchten das Jahr 2024 nutzen, um mit einer Zukunfts-AG über die Stärkung und den Ausbau des bisher Erreichten, den Betrieb und unsere Vorhaben für die kommenden Jahre nachzudenken. Wir werden Euch einladen, gemeinsam mit uns Pläne zu schmieden und Euch auf dem Laufenden halten.

Dieses Jahr haben wir viel vor. Damit wir auch den Rest der Maschinen zeitnah übernehmen und eine im Oktober 2023 auf dem großen Plenum beschlossene Gehaltsanpassung leisten können, brauchen wir auch Eure Unterstützung! Wir planen mit 10 weiteren Ernteanteilen mehr in der kommenden Saison und möchten Euch bitten, in Eurem Umfeld Werbung für uns zu machen. Nur, wenn wir ab Saisonstart im März 2024 voll sind, können wir alle geplanten Ausgaben im neuen Jahr stemmen.

Die finanziellen Überlegungen dazu stellen wir Euch gerne auf unserer Mitgliederversammlung am Samstag, den 27. Januar vor. Eine Einladung dazu müsste Euch per Mail erreicht haben, wenn Ihr offiziell Mitglied bei uns seid. Außerdem werden an diesem Tag der alte Vorstand entlastet, ein neuer gewählt, die Finanzen aus dem Jahr 2023 berichtet und ggf. weitere Anträge abgestimmt, die den Verein betreffen. Wir freuen uns sehr, Euch zahlreich an diesem Tag zu sehen und mit Euch ins Gespräch zu kommen.

Termine, Aktionen, Mitarbeit

  • Samstag, den 27. Januar 2024 um 14h30: Mitgliederversammlung in der Neuen Pop, Friesenstraße 16-19 in Bremen (auch eine online-Teilnahme ist möglich)
  • Montag, den 29. Januar 2024 um 19h00 (online!): Infoveranstaltung für neue Interessierte u.a. bzgl. wie funktioniert Solawi? Was macht das Grüne Zebra aus? Wie gestaltet sich eine Mitgliedschaft? Anmeldung unter mitglieder@das-gruene-zebra.de
  • Samstag, den 3. Februar 2024 von 10h00 bis 16h00: Nächster Aktionstag in Riede. Wir freuen uns auf Action mit Euch beim Werkeln, Beetvorbereitung, Tunnelschrubben und weiterem Spaß!
  • Sonntag, den 11. Februar 2024 um 15h00: Bietrunde für alle Mitglieder, die in der neuen Saison 2024/25 einen Ernteanteil beziehen möchten. Weitere Infos erhaltet Ihr, wenn Ihr Euch für die neue Saison anmeldet.
Wir hoffen, wir sehen Euch bald mal wieder in echt bei den anstehenden Terminen, auf dem Hof oder bei den Abholungen! 

Bis bald und viele Grüße
Eure Zebras



Redaktion dieses Newsletters: Josephine Wohlrab