Hofpost #38: Rückblicke, Einsichten und ausblicke

Liebe Mitglieder und Freund*innen des Grünen Zebras,

auf dem Hof ist die winterliche Ruhe eingekehrt und ein ereignisreiches Zebra-Jahr neigt sich dem Ende zu. In diesem letzten Newsletter des Jahres 2024 wollen wir Euch berichten, was im winterlichen Riede passiert und Euch Lust auf das bunte Zebra-Jahr 2025 machen. 

Wenn Ihr Euch für die kommende Saison noch nicht angemeldet habt, ist nun der richtige und wichtige Zeitpunkt dafür. Am einfachsten geht das über unser Tool mit folgendem Link: https://das-gruene-zebra.de/limesurvey/index.php/449631. Da uns jedes Jahr auch einige Mitglieder verlassen, suchen wir für das kommende Jahr „Nachwuchs“. Erzählt also gerne weiter, dass wir im März 2025 in eine neue Saison starten. Das ist der beste Moment für einen Einstieg, da so das ganze Gartenjahr miterlebt und der Beitrag für den Ernteanteil selbst festgelegt werden kann. 

Wie in dieser Jahreszeit üblich, blicken auch wir gerade viel auf das vergangene Jahr zurück und freuen uns, dass dieses Jahr ein gutes für das Zebra war. Ein kleines Resümee 2024 findet Ihr in diesem Newsletter, zusammen mit ein paar kurzen Infos zu unserer Finanzplanung, Hof und Acker.

Neues vom Acker und Hofteam

Der Dezember ist der große Aufräum- und Abräummonat auf den Äckern und in den Gewächshäusern: Kultur- und Kohlschutznetze werden von den Flächen geräumt, die Bewässerungsinfrastruktur wird zurückgebaut und die Häuser von den Sommerkulturen befreit. Mit dem geschaffenen Platz können die Winter- und Frühlingskulturen dann in den Folientunneln gepflanzt werden.

Eine der diesjährigen Einsichten ist, dass wir im kommenden Jahr ein paar Gemüsesorten weniger anbauen wollen, aber dafür mehr Kapazitäten haben,uns um das Krauten und Hacken der Kulturen zu kümmern – und werden Euch am Ende merh Gemüse ausliefern können.

So langsam beginnen auch die Winterarbeiten auf dem Hof. Alles, was im Sommern liegen bleiben musste, wird nun in Angriff genommen und eine lange Liste an Winteraufgaben wird zusammen getragen. Die Anzuchttische in der neuen Anzucht 2 wurden bereits repariert, der Transporter muss überholt werden, einige Tunnel haben unter vergangenen Stürmen gelitten und noch weitere ungeahnte Aufgaben warten auf uns. Kapazitäten für all diese Arbeiten gibt es in den wenigen lieferfreien Wochen Anfang kommenden Jahres. Werden die Zebras nicht zum Ernten gebraucht, haben wir Zeit, einige Häuser mit neue Folien auszustatten, Schlauchanschlüsse zu reparieren und können kleinere Baumaßnahmen angehen. Wenn Ihr Lust habt, bei diesem Teil des Zebras mit zu bauen, mit zu reparieren und mit zu denken, meldet Euch gerne (mitglieder@das-gruene-zebra.de).

Ernteanteile & Gemüse

In unserem Weihnachtsanteil fandet Ihr traditionell Rotkohl und Kartoffeln; dieses Jahr konnten wir auch Rosenkohlherzen in die letzte Lieferung des Jahres mitgeben. Die Ernteanteile sind im Wintermodus angekommen, nachdem Chilis und Paprika dieses Jahr lange durchgehalten und den Anteil herbstlichen gefärbt haben. Nun wird die Frische im Anteil aus den Wintersalaten kommen. Einiges an köstlichem Feldsalat gab es schon in den Ernteanteilen, nun auch zweimal Postelein, auf den wir uns im Winter eigentlich immer verlassen können. Auch Asiasalat werdet Ihr diesen Winter, wenn alles nach Plan läuft, noch öfter im Anteil und zwischen den Zähnen finden. Wer nicht so auf Salat steht, kann letzteren auch in der Pfanne anbraten. 

Wie Ihr aus der letzten Hofpost vielleicht erinnert, gibt es dieses Jahr leider weniger Kartoffeln und auch der Porree entwickelt sich nicht so gut wie im letzten Jahr. Die Krautfäule machte nicht nur uns zu schaffen, sondern, wie wir von anderen Betrieben aus dem Bremer Umland erfahren haben, erging es allen so, dass sie herbe Verluste bei dieser Ackerkulturen verzeichnen mussten. Damit vermissen wir in den Anteilen zwei Konstanten der letzten Jahre und planen für die Zeit von Januar bis März ein paar lieferfreie Wochen ein, damit der Lieferaufwand nicht für zu kleine Mengen absolviert werden muss. Die genauen Termine bekommt Ihr zum Jahresanfang. Ab Januar könnt Ihr Euch noch neben dem oben erwähnten Salat auf Kürbis, Grünkohl, Steckrübe, Möhre, Bete und mehr freuen!

Verein & Organisatorisches

In der herbstlichen Gemüseumfrage habt Ihr nach zwei Aspekten zum Zebra gefragt, auf die wir gerne eingehen möchten. Heute berichten wir, wie der Finanzplan des Zebras zustande kommt und wie die Prozesse laufen, die mit Geld zu tun haben; im kommenden Newsletter gehen wir auf die Vernetzung zu anderen Solawi-Betrieben ein.

Die Kosten des Betriebs in Riede, die Gehälter für die Mitarbeiter*innen, die Pacht und die ganze Organisation der solidarischen Landwirtschaft mit Depots und Mitgliederbetreuung werden vom Verein das Grüne Zebra e.V. getragen. Wer entscheidet aber hier, was, wie ausgegeben wird und wie der jährliche Finanzplan mit einem Budget von rund 170.000 € zustande kommt? 

Die kurze Antwort wäre: laut Satzung die Mitgliederversammlung und das Plenum. Hier die längere Version. 

Wenn wir den Finanzplan für die kommende Saison am Ende eines Jahres erarbeiten, legen wir die Zahlen der letzten Jahre zu Grunde. Von diesen ausgehend diskutiert das Plenum darüber, welche Projekte angegangen werden sollen und was das finanziell bedeutet. Im Plenum, dem 14 tägigen Entscheidungsgremium in dem alle Mitglieder teilnehmen und abstimmen können, werden dann die finanziellen Bedarfe der einzelnen Arbeitsbereiche abgefragt und diskutiert. Wenn konkrete Beträge eingeplant werden sollen, wird darüber per einfacher Mehrheit der Anwesenden abgestimmt.

Während der neue Finanzplan zu Jahresende im Plenum besprochen wird, trifft sich in regelmäßigen Abständen das ganze Jahr über die Arbeitsgruppe Finanzen und schaut sich die aktuelle Entwicklung der Zahlen an. Hier wird konkret geschaut, ob in einem Bereich nachgesteuert werden muss, ob Ausgaben und Einnahmen stark von der Planung abweichen, quasi das „Controlling“. In der AG, bestehend aus zwei Ehernamtlichen und zwei Hauptamtlicen Zebras, werden gemeinsam Szenarien erdacht, für z.B. größeren Anschaffungen, Gehälter und weiteren benötigten Finanzbedarf und all das zurück ins Plenum gegeben.

Um dies greifbar zu machen, hier zwei Beispiele: Seit diesem Jahr haben wir den Hof in Riede gepachtet, bezahlen Pacht und übernehmen in mehreren Abschlagszahlungen die Fahrzeuge und Geräte des alten Betriebs. Außerdem stockten wir Anfang 2024 die Arbeitszeit einer Mitarbeiterin um fünf Stunden pro Woche auf. Für diese Mehrkosten war eine Ausweitung des Gesamtbudgets nötig. Das Plenum entschied sich, nicht deutlich mehr Mitglieder aufzunehmen und damit sehr viel mehr Anteile auszugeben, sondern an mehreren Stellschrauben leicht zu drehen: Es werden nun etwas mehr Anteile ausgegeben und der Richtwert für die Anteile wurde leicht angehoben. Dieses Szenario wurde in der Finanz AG entwickelt und das Plenum hat ihm zugestimmt.

Für 2025 sollen mehr bezahlte Arbeitsstunden auf dem Hof zur Verfügung stehen, da das Gärtner*innen-Team sonst die Arbeitsspitzen nur schwerlich schafft und erfahrungsgemäß nicht zuverlässig durch die Mitarbeit von ehrenamtlichen Mitgliedern abgefangen werden kann. Zudem machen die weiteren Flächen auch mehr Infrastruktur notwendig: Für die Erschließung des neu umgebrochenen Ackers benötigen wir auch dort eine eigene Bewässerungsinfrastruktur. Um die Arbeitsabläufe bei der Ernte zu erleichtern, sollen auf dem Hof die Gegebenheiten fürs Waschen, Wiegen und Abpacken verbessert werden. Bei all diesen Vorhaben schauen wir, was es an zusätzlichen Mitteln braucht oder ob wir an anderer Stelle einsparen und umschichten können.

Der endgültige Vorschlag für den Richtwert der kommenden Saison und für einen neuen Finanzplan wird dann von der Arbeitsgruppe Finanzen ins Plenum getragen. In der Regel stehen verschiedene Szenarien zur Wahl, was unter welchen Bedingungen umgesetzt werden kann. Die Finanz AG geht dazu jeden einzelnen Posten des Jahresfinanzplans im Vorfeld gemeinsam durch und versucht die zu erwartende Kostenentwicklung abzuschätzen. Dabei ist die Herausforderung, keine künftigen Posten zu übersehen und abzuwägen, wie hoch ein möglicher Puffer eingeplant werden soll. Das Plenum diskutiert jedes Jahr, inwieweit eine Richtwerterhöhung den Mitgliedern zugemutet werden kann oder ob wir Kostenerhöhungen anderweitig abdecken können. Durch das Solidarprinzip auf der Bietrunde muss zwar niemand mehr zahlen, als er*sie will, aber dennoch ist der Richtwert der Betrag, den wir kommunizieren und im Durchschnitt erreichen müssen. Dieser Vorschlag wird durch das Plenum abgestimmt und als möglicher Finanzplan für die kommende Saison auf der Mitgliederversammlung vorgestellt. Erst dort wird er final diskutiert und möglicherweise beschlossen. Der Finanzplan ist Teil des Protokolls der MV und allen Mitgliedern zugänglich – Nachfragen dazu beantworten wir natürlich gerne.

2023 haben wir unsere Buchhaltung an einen Mitarbeiter des Zahlenkollektivs, einem sympathischen Büro in Berlin, abgegeben, der sich fachkundig um Finanz- und Lohnbuchhaltung für uns kümmert. Vor Ort in Bremen behält Josephine die aktuellen Zahlen im Blick und rechnet Ausgaben und Einnahmen quer. Sie ist als Mitarbeiterin angestellt und arbeitet sowohl auf dem Hof, wie auch am Schreibtisch. Sie erledigt die wöchentliche Finanzsachbearbeitung mit einigen Stunden an Überweisungen, Zuarbeit, Aktualisierung des Finanzplans etc.

Einnahmen generiert das Zebra fast ausschließlich aus den gezahlten Mitgliedsbeiträgen. Geringere Erträge werden zudem durch Agrarfördermittel und die Unterverpachtung der Imhorst erzielt. Die finanziell größten Ausgabendes Vereins sind die Personalkosten (ca. 2/3 des Budgets), Pacht für den Hof und weitere Flächen, der gärtnerische Bedarf (Saatgut, Dünger, Werkzeug, Arbeitsmittel etc.), Buchhaltung, Abschreibungen und Instandhaltung der Fahrzeuge und Maschinen. Größere Ausgaben, die nicht Gehälter und Pacht betreffen, werden im Plenum besprochen und abgestimmt – dort wird dann zum Beispiel entschieden, wofür das Budget Investitionen konkret ausgegeben wird oder aus welchem Budget etwas bezahlt wird. Es gibt zwar einen groben Plan für Investitionen, manchmal ändern sich aber Notwendigkeiten oder es bietetsich spontan eine günstige Gelegenheit, eine gebrauchte Gerätschaft oder Ausstattung anzuschaffen. So können manche Ausgaben vorgezogen oder zurückgestellt werden. Des Weiteren ist es uns wichtig, jedes Jahr eine gewisse Rücklage zu bilden, um in Notfällen z.B. bei einem Schaden an den Folientunneln oder dem Transporter handlungsfähig zu sein. 

Perspektiven

Das Grüne Zebra ist als ein von seinen Mitgliedern getragener Betrieb auf Euch als Anteilsnehmer*innen angewiesen. Ohne Gemüse-essende Mitglieder, keine Solawi. Deshalb beginnt jeden Herbst die etwas bange Zeit, ob sich für die kommende Saison wieder genügend Mitglieder finden, die wir mit Gemüse versorgen können und die solidarisch ihren Beitrag dazu leisten. Nur so können wir Leute anstellen und den Hof nicht nur am Laufen halten, sondern auch im kleinen Maß etwas ausbauen. Wir sind in erster Linie an ökologischem Landbau und kooperativer Arbeit interessiert – Werbung und Marketing liegt uns nicht von Natur aus; sonst wären wir wahrscheinlich eher bei einer Biosupermarktkette gelandet als in einem selbstverwaltet arbeitenden Gärtnereibetrieb. Dennoch wollen wir die frohe Kunde vom Biogemüse aus Riede an möglichst viele Menschen bringen. Und hier kommt Ihr ins Spiel: Wir möchten Euch bitten, uns zu helfen, neue Mitglieder zu finden. Seid Ihr zufrieden mit dem Zebra?! Sagt es weiter! Teilt gerne unsere Beiträge auf Instagram, in Telegramgruppen oder einfach und vielleicht am besten im persönlichen Gespräch.

Noch bei einer weiteren Sachen würden wir uns über Eure Unterstützung freuen: Eines unserer Depots im Viertel soll in Zukunft wieder anders genutzt werden und wir suchen daher einen neuen Abholort im Ostertor. Kennt Ihr jemanden, mit einem gut zugänglichen Keller, einer leeren Garage, Platz im Laden? Meldet Euch gerne! Wichtig ist vor allem, dass der Ort eher schattig/kühl ist sowie dass eine Anlieferung ab Donnerstagmittag und Abholung bis mindestens Donnerstagsabend möglich ist. Alles Weitere können wir besprechen. Hinweise gerne an: mitglieder@das-gruene-zebra.de

Viel ist passiert 2024 – der sicher wichtigste Meilenstein war, dass wir nach einem Jahr intensiven Gesprächen und Überlegungen unsere Unterschrift unter den Pachtvertrag für den Hof in Riede und die Kernflächen setzen konnten. Viele Abläufe haben sich eingespielt, die Mitarbeiter*innen sind als Team noch weiter zusammengewachsen und eine Gruppe Ehrenamtlicher half regelmäßig mit. Wir alle waren etwas traurig und sehen einen wirklichen Verlust im Weggang unserer ehemaligen Kollegin Anna im Spätsommer, die beruflich andere Pläne umsetzen möchte. Wenn wir aber insgesamt darüber nachdenken, wie das Zebrajahr 2024 war, überwiegt bei uns die Dankbarkeit und das liegt nicht zuletzt an Euch, unseren Mitgliedern: Danke, dass Ihr dieses Jahr Teil des Grünen Zebras wart, uns in Wort und Tat motiviert habt. Unser Konzept des solidarischen Wirtschaftens lebt von Euch und auch wenn die wirtschaftliche und politische Großwetterlage schwieriger wird, seid Ihr es letztlich, die eine andere Art der Landwirtschaft möglich macht!

Termine, Aktionen, Mitarbeit

  • Erste Lieferung im neuen Jahr: Am 9. Januar 2025. Bis dahin sind zwei Wochen lieferfrei. 
  • Sonntag, 12. Januar 2025 Filmabend „Ente Teilen“ in Thedinghausen, zusammen mit Welcome Thedinghausen e.V., dem Buschhof und der Solawi Imhorst. Ab 17.00 Uhr im Haus auf der Wurth. Die Höfe stellen sich mit kleinen Infoständen vor, dann schauen wir gemeinsam den unterhaltsamen Film „Ernte teilen“ und abschließend gibt es Raum für Fragen & Austausch. Weitersagen! 
  • Dienstag, 14. Januar 2025 Filmabend „Ente Teilen“ in Bremen-Findorffab 19 Uhr in der Klimazone Findorff. Die Kolleg:innen vom Gärtnerhof Oldendorf und wir stellen sich mit kleinen Infoständen vor und auch hier abschließend gibt es Raum für Diskussion & Austausch. Gerne Weitersagen oder selbst kommen. 
  • Samstag 25., Januar findet unsere Mitgliederversammlung 2025 ab 14 Uhr in der Neuen Pop statt. Kommt gerne in die Friesenstraße, Bremen. Alle Mitglieder und Interesseierte sind eingeladen; die formale Einladung mit der Tagesordnung erhaltet Ihr separat per Mail.
  • Infoabend, Mittwoch, den 22. Januar 19:30 Uhr über zoom: Erzählt Euren Freund*innen und Bekannten, dass wir mehrere Infoveranstaltungen machen! Dort erklären wir unser Konzept der „Solidarische Landwirtschaft“, das Wichtigste zum Grünen Zebra und alles rund um die Mitgliedschaft.
  • Die Bietrunde für die Gartensaison 2025/26 findet am Samstag, den 22. Februar 2025 um 14h00 in der Neuen Pop in der Friesenstraße 16 – 19 in Bremen statt. Eine ausführlichere Einladung mit dem genauen Ablauf usw. wird im Januar separat per Mail versendet.
Wir wünschen Euch ruhige, friedliche Tage und einen guten Rutsch! 
Bis bald in 2025 und viele solidarische Grüße
Eure Zebras
Redaktion dieses Newsletters: Friedemann Wagner
Verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Presserechts:
Das Grüne Zebra – Solidarische Landwirtschaft in Riede e.V.
Kaiserdamm 14a
27339 Riede